Wie wir uns durch ständiges Jammern selbst schaden

Bild Fotolia - © DDRockstar
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Jammern ist in der heutigen Zeit weit verbreitet. Manchmal  kann es eine kurzfristige Erleichterung schaffen. Doch langfristig gesehen werden dadurch die Probleme verstärkt. Zudem bringen sich die betreffenden Menschen selbst in eine Opferhaltung, aus der sie meistens nicht mehr so leicht herauskommen.

Wer jammert hat gute Gründe?

Die meisten Menschen, die sich gewohnheitsmäßig und scheinbar wie auf Knopfdruck beklagen, haben eines gemeinsam.

Sie glauben von sich, mit besonders schwierigen Problemen konfrontiert zu sein.

 

Doch ich habe festgestellt, dass Menschen die sich häufig beklagen und ausgelassen lamentieren nicht unbedingt mehr

Leid ertragen mussten, als Menschen die weniger jammern und stattdessen aktiv ins Handeln kommen.

Und es geht mir hier nicht darum, sich nicht auch mal zu erlauben seinem Frust ausdruck zu verleihen. Oder so zu tun,

als ob alles toll wäre, obwohl es im Inneren ganz düster aussieht.

 

Ich halte es durchaus für legitim, auch mal einen schlechten Tag zu haben. Doch wenn sich das über Wochen, Monate oder gar Jahre hinauszieht, dann frage ich mich schon, was sich dahinter verbirgt, und welchen Zweck ständiges jammern erfüllt?

 

Welche Vorteile hat jammern?

Wer jammert gehört dazu, schließlich tun das ja alle. Und es gibt unendlich viele Dinge, über die wir uns hemmungslos beschweren können. Zum Beispiel das früher alles besser war, wir eh nichts ändern können, oder die Welt schlicht und ergreifend ungerecht ist.

 

Solange die Menschen glauben, eh nichts bewirken zu können, verharren sie manchmal ein ganzes Leben lang, frustriert in gewohnten Lebensumständen fest. Der Vorteil ist, dass es trotz merklicher Unzufriedenheit die gewohnte Realität ist, außerdem ist es einfach und bequem. Etwas zu verändern, ist möglicherweise mit Arbeit und Anstrengung verbunden.

 

Viele Menschen, die permanent jammern, haben die Erfahrung gemacht, dass sie dadurch Aufmerksamkeit, Zuwendung und Mitleid geschenkt bekommen.

 

Ein häufiger Grund, weshalb Menschen sich regelrecht in eine Krankheit flüchten, ist die Tatsache, dass sie Fürsorge, Zuwendung und menschliche Nähe bekommen. Obwohl jeder Mensch das Bedürfnis nach Liebe, Bestätigung und Zuneigung hat, ist dies auf Dauer kein wirklich zufriedenstellendes Konzept.

 

Wie wir uns durch jammern selbst nur noch mehr schaden

 

Indem wir unseren Fokus immer wieder auf das richten was nicht funktioniert, und auch noch mit unterschiedlichen Menschen darüber sprechen, verstärken wir die Problematik. Unsere Sicht ist eingeengt. Es ist, als ob wir mit Scheuklappen durch die Gegend laufen. Gedanklich drehen wir uns im Kreis.  

 

Mir wurde das vor Kurzem, bei einer Patientin in der Klinik deutlich. Trotz etlicher Langzeittherapien - über mehrere Jahre hinweg und kontinuierlichen stationären Aufenthalten, hat sich an ihrer Art zu denken kaum etwas verändert. Es sind immer noch dieselben Gedanken und Themen vorhanden.

 

Manchmal ist es ja in Ordnung Selbstmitleid zu empfinden. Auf Dauer schaden wir uns jedoch damit. Körperlich, geistig und seelisch. Dadurch werden die eigenen Kleinheits- und Nichtigkeitsgefühle verstärkt. Die Hilflosigkeit wird immer größer, der Antrieb immer geringer. Die negative Erwartungshaltung wird zur selbsterfüllenden Prophezeiung.

 

Raus aus dem Jammertal!

 

Sich das Jammern abzugewöhnen ist wie so vieles – eine bewusste Entscheidung!  Machen Sie sich klar, dass Jammern nichts an den Umständen oder anderen Menschen verändert. Erkennen Sie, dass es immer zwei Seiten der Medaille gibt.

 

Was Sie konkret tun können

  • Überlegen Sie sich in jeder Situation, was das Gute am Schlechten ist. Was können Sie aus schwierigen Situationen lernen?
  • Lenken Sie Ihren Fokus trotz Schwierigkeiten auf die positiven Aspekte. Was läuft gut?
  • Falls Sie jammern möchten, können Sie das natürlich tun. Doch machen Sie sich bewusst, aus welchem Grund Sie das tun.
  • Es ist gut zu wissen, was Sie NICHT möchten, überlegen Sie jedoch auch, was Sie STATTDESSEN möchten.
  • Distanzieren Sie sich von Menschen, die permanent und leidenschaftlich gern jammern. Der andere ist in seinem Element, und Sie haben womöglich die schlechten Gefühle.
  • Falls Sie mit bestimmten Lebensbereichen, Eigenschaften oder Umständen unzufrieden sind, überlegen Sie was Sie selbst aktiv tun können.
  • Falls Sie andere für Ihre negativen Gefühle und Verhaltensweisen verantwortlich machen, begeben Sie sich selbst in eine Opferhaltung. Der andere drückt zwar Ihren Knopf, doch Sie reagieren. Es sind Ihre eigenen Gefühle.
  • Falls Sie Ihre Zeit sinnvoller nutzen möchten als mit jammern, fangen Sie am besten JETZT damit an.

 

Lesetipp

Anleitung zum Unglücklichsein von Paul Watzlawick.